14.00-15.00   Kollektive Aktionen: "625-520"  
 

В лесу, над заснеженной одноколейкой железной дороги, с помощью веревок, привязанных к деревьям, была натянута ткань (3м х 3м) в виде навеса (на высоте примерно 1,6 - 1,7 м от снега).

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Auf einer verschneiten einspurigen Eisenbahnstrecke im Wald wurde zwischen den Bäumen (in einer Höhe von etwa 1,6 - 1,7 m) ein Schirmdach aus Stoff (3 m x 3 m) aufgespannt.

 

Затем С. Загнию было предложено лечь на снег под навес и читать вслух фрагмент текста из книги «Иммануил Кант. Метафизические начала естествознания», Минск, 2000 г., часть третья работы «Всеобщая естественная история и теория неба». Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (1755)

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Danach wurde S. Sagnij vorgeschlagen, sich auf den Schnee unter das Schirmdach zu legen und ein Textfragment aus dem Buch «Immanuel Kant. Metaphysische Prinzipien der Naturwissenschaft», Minsk 2000, dritter Teil der Arbeit Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (1755) vorzulesen.

 

Особенность книги заключалась в ее необычайной толщине (10 см.) при обычном формате (13 х 20,5 см).

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Die Besonderheit des Buches bestand in seinem ungewöhnlichen Umfang (10 cm) bei einem gewöhnlichen Format von 13 x 20,5 cm.

 

Перед чтением на ткань (в центр навеса) был положен магнитофон, включенный на запись. По мере чтения Загнием текста Канта участники акции накидывали лопатами снег на ткань (и на магнитофон соответственно- он был обращен микрофоном вниз и завернут в полиэтилен).

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Vor der Lesung wurde ein auf Aufnahme geschaltetes Tonbandgerät auf den Stoff (in die Mitte des Schirmdachs) gelegt. Während Sagnij den Text Kants vorlas, warfen die Teilnehmer der Aktion mit Schaufeln Schnee auf den Stoff (und entsprechend auf das Tonbandgerät, das mit dem Mikrofon nach unten lag und in eine Plastiktüte eingewickelt war).

 

Ткань провисала под тяжестью снега и через 5-7 минут она накрыла Загния, так что дальнейшее чтение стало невозможно.

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Der Stoff senkte sich unter dem Gewicht des Schnees und deckte Sagnij nach 5-7 Minuten zu, so daß ein Weiterlesen nicht mehr möglich war.

 

После того, как Загний выбрался из под навеса, с ткани был снят магнитофон. Кассета, на которую записывалось чтение Загния, была заменена на заранее подготовленную фонограмму, представляющую собой 45-минутную запись звукового сопровождения сеанса компьютерной игры «Magic. The Gathering».

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Nachdem Sagnij unter dem Vorhang hervorgekrochen war, wurde das Tonbandgerät von dem Stoff genommen. Die Kassette, auf der die Lesung Sagnijs aufgezeichnet worden war, wurde gegen ein vorbereitetes Phonogramm ausgetauscht, das aus der 45-minütigen Aufzeichnung der Klangbegleitung einer Sitzung des Computerspiels «Magic. The Gathering» bestand.

 

Магнитофон был включен на воспроизведения этой фонограммы, примотан с помощью прозрачного скотча к книге Канта и в таком виде полученный объект был положен на очищенный от снега тканевый навес.

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Das Tonbandgerät wurde auf Wiedergabe dieses Phonogramms geschaltet und mit einem durchsichtigen Klebeband an der Kantausgabe festgewickelt. Das auf diese Weise entstandene Objekt wurde auf das vom Schnee gesäuberte Schirmdach gelegt.

 

После чего участники акции ушли, оставив ткань с объектом, продолжающим воспроизводить фонограмму, на месте проведения акции. Акцию решено было назвать по расстоянию (в метрах) от Рогачевского шоссе- по одноколейке- до места ее проведения. Предварительно (по масштабированию с помощью подробной карты и отсчета шагов) это расстояние было определено равным 625 метрам.

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Danach gingen die Teilnehmer der Aktion fort und ließen den Stoff mit dem Objekt, aus dem weiterhin das Phonogramm zu hören war, am Ort der Handlung zurück. Die Aktion wurde nach der Entfernung (in Metern) von der Rogatschowsker Chaussee entlang der Eisenbahnstrecke bis zum Handlungsort benannt. Die Entfernung von 625 Metern wurde mit Hilfe einer ausführlichen Karte berechnet.

 

Через день три организатора акции вернулись на одноколейку, чтобы точно «измерить название» акции, т.е. определить это расстояние с помощью измерительного инструмента (в качестве такового была использована веревка длиной в 26 метров).

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Zwei Tage später kehrten drei Organisatoren der Aktion an die Eisenbahnstrecke zurück, um den Titel der Aktion genau auszumessen, d.h. die Entfernung mit Hilfe eines Meßinstruments (als solches wurde ein Seil von 26 m Länge verwendet) zu bestimmen.

 

Расстояние оказалось равным 520 метрам. Объекта на месте не было (вероятно, он был снесен локомотивом-снегоочистителем, работа которого на одноколейке продолжалась и в то время, когда производилось «измерение названия» акции, которое составило ее вторую часть).

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Es stellte sich heraus, daß die Entfernung 520 Meter betrug. Das Objekt befand sich nicht mehr am Handlungsort (wahrscheinlich war es von der Lokomotive des Schneepflugs mitgerissen worden, der auf der Eisenbahnstrecke auch arbeitete, während das «Ausmessen des Titels» als zweiter Teil der Aktion durchgeführt wurde.

 

Московская обл., Краснополянское лесничество

4.3.2001 (625) - 6.3.2001 (520)

 

A. Монастырский, Н. Панитков, С. Ромашко, С. Хэнсген, И. Макаревич, Е. Елагина, М. Константинова, И. Сумнин, Н. Шептулин.


Andrej Monastryskij, Sergej Romashko, Nikolaj Panitkov, Sabine Hänsgen, Nikolaj Sheptulin, I. Sumnin, Igor' Makarevich, Elena Elagina, Masha Konstantinova


Kollektive Aktionen, Künstlerguppe aus Moskau, die sich seit 1976 philosophisch mit Performanceart auseinandersetzt; Arbeiten zum Ereignis, Kollektiv, Sprechen, Rhythmus, Zuschauer, Nichtstun, Wahrnehmungsfeldern etc. Gründungsmitglieder waren Nikita Alekseev, Georgij Kizeval'ter, Andrej Monastyrskij, Nikolaj Panitkov, später kamen hinzu: Elena Elagina, Igor' Makarevic, und Sergej Romaschko. Eine 800-seitige Dokumentation ihrer Tätigkeit erschien 1998 unter dem Titel "Poezdki za gorod" (Reisen vor die Stadt). Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen, Lesungen.

Andrej Monastyrskij, geb. 1949 in Petsamo bei Murmansk, philologisches Studium, Abschluss an der Lomonossov Universität in Moskau, Arbeit als Lektor und Redaktor am Moskauer Literaturmuseum. Seit 1973 Beschäftigung mit seriellen Strukturen und minimalistischen Lautkompositionen; seit 1975 poetische (actions) Objekte und Aktionskunst. 1976 Mitbegründer der Gruppe "Kollektive Aktionen, theoretische Schriften, Ausstellungen, u.a.: 1990 "Osobennye istorii", (Particular histories), Moscau (mit Conrad Atkinson), 1994 "Unterschriften". Kunstwerke, Berlin, 1995 "Graphics and installations", Köln (mit P. Pepperstein), 1998 "Collective Actions", Exit Art, New York. "Out of Actions", MOCA, "Präprintium", Berlin - Bremen. Texte u.a.: Gedichte und Poetische Objekte. In: Akzente, 3, 1982 Flash Art, #126, 1986, Collective Actions Group. Poezdky za gorod (Journeys to the Countryside). Moscow, AD MARGINEM. 1998, Between spring and summer. (Kat.), Boston, 1990.

Sergei Romaschko,geboren 1952 in Moskau. Studium an der Moskauer Universit?, seit 1976 Forschungsbeauftragter an der Akademie der Wissenschaften der UdSSR/Russlands. Publikationen zur Sprachtheorie und Poetik, 1984 promoviert mit einer Dissertation ?er die Sprachphilosophie der deutschen Romantik. Seit Mitte 70-er Aktivit?en auf dem Gebiet der konkreten Dichtung und konkreten Kunst, seit 1979 Mitglied der K?stlergruppe Kollektive Aktionen. Beteiligung an nationalen und internationalen Projekten und Ausstellungen als Mitglied der Kollektiven Aktionen und als selbst?diger Kuenstler, Kurator, Forscher. Uebersetzungen von literarischen, philologischen und philosophischen Texten aus westeuropaeischen Sprachen.

Nikolaj S. Panitkov, geboren 1952 in Wien. Nach der bibliothekarischen Ausbildung hat als Bibliothekar gearbeitet. Mitte 70-er Mitbegruender der Moskauer Kuenstlergruppe Kollektive Aktionen. Seit dieser Zeit einer der Organisatoren zahlreicher Kunstaktionen der Gruppe. Beteiligung an nationalen und internationalen Ausstellungen im Rahmen der Kollektiven Aktionen und als selbstaendiger K?stler. Lebt als freier Kuenstler in Moskau.

Sabine Hänsgen, geb. 1955 in Düsseldorf; Studium der Slavistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Bochum und Moskau; DAAD-Stipendium an der Filmhochschule Moskau (VGIK); Promotion mit einer Arbeit zur sowjetischen Filmgeschichte; z.Z. wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle Osteuropa an der Universitaet Bremen; Tätigkeit als freischaffende Autorin, Herausgeberin und Uebersetzerin. Studien zu Literatur, Kunst und Film in Rußland, u. a. unter dem Pseudonym Sascha Wonders (gemeinsam mit Guenter Hirt): Kulturpalast, Wuppertal 1984; Moskau. Moskau. Videostücke, Wuppertal 1987; Lianosowo, Muenchen 1992; Präprintium, Bremen 1998. Innerhalb ihrer Forschungen seit 1984 Teilnahme an den "Kollektiven Aktionen" und an Ausstellungen des "Klubs der Avantgardisten" (Klava) sowie Videothek des MANI-Museums, Moskau (Galerie Obscuri Viri) 1996.